Unser Trip in die Volta Region

Die Volta Region war unser Ziel, Hohoe (sprich: Hochhoi)der Ort. Die Fahrt im Tro dauerte lange, es ging über den Volta See bis fast an die Grenze zu Togo. Recht spät kamen wir an und bezogen Quartier (ungünstigerweise ein recht teures, da alle anderen ausgebucht waren). Am Samstagmorgen hieß es dann: Wandern! Wir hatten uns den Wli-Wasserfall ausgesucht, der höchste und bekannteste Wasserfall in Ghana. Mit einem Tro fuhren wir in den kleinen Ort und es fiel uns sofort auf, wie wunderschön diese Gegen ist: Hohe, grüne Berge vor blauem Himmel. Es erinnerte mich ein wenig an die Landschaft aus dem Auenland in „Herr der Ringe“ (also… Neuseeland). Bloß dass wir mittendrin standen 😀 Wir meldeten unseren Besuch an und stampften los zum unteren Wli-Wasserfall. Es ging eben, die Straße war breit und es war wie ein schöner Waldspaziergang. Der Wasserfall an sich ist sehr groß, führte allerdings nicht allzu viel Wasser. Ich könnte mir vorstellen, dass er in der Regenzeit ein ganz anderes, wesentlich beeindruckenderes Bild abgibt. Nach einer kalten Cola entschlossen wir uns, den Aufstieg zum oberen Wasserfall zu wagen. Uns wurde schon gesagt, dass er nicht ganz so einfach sein sollte und von einem netten Herrn wurden wir auf den richtigen Weg geleitet. Von da an hieß es: bergauf! Mit jedem Schritt ging es höher, oft musste man die Hände zu Hilfe nehmen. Paul, Lucas und ich schlugen uns tapfer, immer höher und höher ging es hinauf. Über 1 ½ Stunden stiegen wir an, zeitweise ging es bergab, allerdings war das ob des unebenen Pfades auch nicht einfacher zu bewältigen, bevor wir mit grandioser Aussicht ins Tal und einer kleinen Lichtung bei dem Wasserfall belohnt wurden. Es war Wahnsinn! Ganz abgeschieden saßen wir bei dem Wasserfall, der noch einmal so hoch war wie der untere. Lucas ging baden, Paul und ich genossen die Natur. Es war toll, und richtig entspannt. Und meine Oberschenkel brannten jetzt schon 😀 Bald machten wir uns an den Abstieg, da es auch nicht mehr ganz so früh war. Der Abstieg war erneut recht anstrengend, die Füße brauchten sicheren Tritt. Irgendwann waren meine Muskeln nur noch am Zittern, mehrfach rutschte ich leicht ab. Und meine Oberschenkel brannten eine ganze Woche danach noch 😀 Aber es hat sich unglaublich gelohnt und abends wusste man immerhin, was man getan hat.
Am nächsten Tag war es etwas ungünstig, dass es Paul nicht allzu gut ging. Er hatte Magenprobleme und war deshalb sonntags recht schwach auf den Beinen. Jede große Wanderung wäre somit nicht zumutbar gewesen und Lucas und ich wollten auch nicht zu lange alleine weg bleiben. Somit entschieden wir uns, für einen Nachmittag zum Volta See zu fahren. Lucas und ich gingen dort also nett spazieren, quatschten mit Fischern und aßen Banku, bevor wir am frühen Abend nach Hohoe und zu Paul zurückkehrten. Ihm ging es merklich besser und ein wenig konnte er wieder essen. Am nächsten Tag stand leider nur noch die Rückfahrt auf dem Programm und die dauerte aufgrund der nun wegen Ausbesserungsarbeiten gesperrten Brücke 4 Stunden länger als normal, sodass wir erst spät wieder in Swedru ankamen.

6. März 2014 – 57 Jahre Unabhängigkeit

Endlich war der Tag gekommen: Der 6. März, Ghanas größter Feiertag! Denn heute genau vor 57 Jahren, erlangte Ghana durch Kwame Nkrumah die Unabhängigkeit von der britischen Krone. Natürlich war an diesem Donnerstag schulfrei und auch am folgenden Freitag mussten wir nicht arbeiten. Daher entschlossen wir uns, mit einer großen Gruppe am Mittwoch nach Accra zu fahren und uns dort den Independence March direkt vor Ort anzuschauen. Der March findet hier jedes Jahr auf dem Independence Square neben dem Independence Arch statt und wird live im Fernsehen übertragen. In Swedru findet ein großer Marching-Wettbewerb der Schulen statt, allerdings werden die Schulen ob ihrer Anzahl in zwei Gruppen geteilt, sodass jede Schule alle zwei Jahre marschiert. Unsere war letztes Jahr (und ist dort übrigens zweiter geworden), sodass es für uns dieses Jahr dort nicht viel zu sehen gab.
Am Mittwoch fuhren also Paul, Jakob, Henning, Lisa, Jana, Sophia, Claire und ich nach Accra und bezogen Quartier, um am nächsten morgen früh zum Independence Square zu laufen. Dies ist ein großer Platz mit Tribünen und wir ergatterten zum Glück noch Sitzplätze.
Gegen 8.30 Uhr ging die Show dann los: Es begann mit einem großen und beeindruckenden Einmarsch von uniformierten Polizisten und einigen öffentlichen Schulen. Sie formierten sich auf dem Platz, als verschiedene Redner anfangen, zu sprechen. Es waren repräsentative Gefährte aufgefahren: Krankenwagen, Polizei-, Mititär- und Marinegefährte, Feuerwehr u.v.m. Jede dieser Gruppen war auch personell vertreten. Ungünstigerweise fing es ziemlich früh an, sintflutartig zu regnen. Und es hörte einfach nicht wieder auf! Und die Uniformierten auf dem Platz durften nicht einrücken, sie mussten ausharren. Einer nach dem Anderen klappte zusammen – ob des Wetters weiß ich nicht, allerdings war es auch auf den überdachten Tribünen bitterkalt. Die Mititärs, Marinemenschen und Polizisten fanden es nicht schlimm, munter zogen sie ihre runden, sangen, lachten, und wurden vom Publikum angefeuert. Ein Kriegsschiff fuhr auf dem Meer vorbei und feuerte einige Schuss ab, beinahe versank es im aufziehenden Nebel. Auch Präsident John Mahama (NDC) ließ es sich natürlich nicht nehmen, an diesem wichtigen Feiertag zu erscheinen und er winkte der Menge im vorbeifahrenden Auto zu. Es war immer noch am Regnen, als wir den Unabhängigkeitsplatz mittags verließen und uns im Hostel erholten. Ein heißer Kakao wäre nicht schlecht gewesen 😀 Abends gingen wir dann alle zusammen aus, bevor sich am nächsten Tag unsere Wege trennten: Einige fuhren zurück nach Swedru, einige blieben in Accra, andere fuhren zu einem Musikfestival an den Strand und Paul und ich trafen Lucas an einer Station in Accra und fuhren hoch in den Norden.

Vorbereitung auf den Independence Day: Marching

Letzten Mittwoch, den 26.2. passierte etwas Überraschendes: Lorenz und Ich saßen vor Unterrichtsbeginn gemütlich zusammen, als wir einzelne Schüler in grünen Uniformen sahen. Holzgewehre. Weiße Handschuhe. Nanu? Wir erkundigten uns und erfuhren, dass anlässlich des Independence Day nächste Woche (am 6.3.) heute viele Privatschulen durch die Straßen marschieren sollten. Okay! Es waren etwa 20 Schüler, die diese Uniformen trugen. Weitere hatten sich zum Marschieren aufgestellt, andere trugen Trommeln. Emmanuel aus der 5B wedelte mit einem Stab herum. An Unterricht war nicht zu denken. Die Schüler waren aufgeregt, die Lehrer genauso und langsam kam etwas Struktur in das Aufgebot. Die Schüler sammelten sich, die Uniformierten zogen weiße Handschuhe an und setzten Mützen auf, die anderen Marschierenden bekamen Schilder mit Parolen in die Hände gedrückt. Der Zug formierte sich: Vorne die Uniformierten mit einem Banner „Swedru Christ the King – Cadets“ und zwei Ghanaflaggen, dann Emmanuel mit seinem Stab und hinter ihm die vier Trommler und dorthinter die Marschierenden mit dem Banner „Swedru Christ the King“ und ihren Schilder, auf denen sich ausdrücklich für Privatschulen ausgesprochen wurde. Der Headmaster erlaubte uns, dem Zug beizuwohnen. Im Trommeltakt ging es im Marschschritt los. Wir zogen durch die Straßen und gerade die Cadets zogen alle Blicke auf sich. Zunächst gingen wir zu einem Platz, auf dem wir warteten, bis andere Privatschulen eingetroffen waren. Auffällig: Wir waren die einzigen mit Cadets, die anderen Schulen trafen alle in ihren normalen Schuluniformen ein. Schilder, wie bei einer Demonstration, hatten sie alle. Bloß dass die anderen sich generell für Bildung aussprachen und nicht so pauschal nur für Privatschulen. Was ich ganz toll fand: Viele sprachen sich auch explizit für die Bildung der Frauen aus. Als sich alle Schulen gesammelt hatten, ging die Prozession los: Alle Schulen reihten sich hintereinander auf. Christ the Kind ging dabei natürlich vorne. Man merkte schon deutlich, was für eine privilegierte Stellung diese Schule hat. Und wie viel der Proprietor in das Image investiert. Die Cadets waren schon eine beeindruckende Erscheinung und die Uniformen nagelneu. So zogen wir alle lange durch die Stadt und ich holte mir einen schrecklichen Sonnenbrand. (Immerhin konnte ich so den Schülern klar machen, was für ein Glück sie mit ihrer dunklen Haut haben.) Wir sammelten uns erneut auf dem Gelände der Schule ADC. Sie haben einen riesigen Platz und hier stellten sich alle Schulen nebeneinander auf. Neben dem Singen der Nationalhymne und dem Aufsagen des National Pledge hielt der Vorsitzende des GNAPS (Ghana National Association of Private Schools) noch eine Ansprache und die Musikkapellen der Schulen spielten vereinigt einige Lieder. Dann war das ganze Spektakel auch schon wieder zu Ende.

Was genau der Aufmarsch jetzt sollte weiß ich nicht so ganz. Aber ich finde es toll. Wenn man von diesem militärischen Marschiergedanken mal absieht zeugt so ein Aufmarsch von einem tollen Nationalstolz und auch Zusammengehörigkeitsgefühl der Schule. Warum haben wir keinen Nationalstolz? Weil jeder Gedanke dahingehend direkt mit unserer Geschichte in Verbindung gebracht wird. Die Aussage „Ich bin stolz auf Deutschland.“ wird direkt assoziiert mit „Ich bin ein Nazi.“ Aber kann man nicht einfach mal von der Gegenwart ausgehen? Vom Heute? Als Nation zusammenrücken und sich mit ihr identifizieren? Das Ganze muss ja auch nicht gleich mit Abschottung gegen andere Nationen einhergehen. Aber ist es verkehrt, gemeinsam etwas zu feiern und gemeinsam an etwas teilzuhaben?

Wandel auf den Spuren der Kolonialgeschichte

Am 22. und 23. Februar stand ein bisschen Geschichte auf dem Programm. Traurige Geschichte. Daniela, Freya, Vivian, Claire und ich besichtigten die Sklavenburgen in Cape Coast und Elmina. Dazu fuhren wir am Samstagmorgen zunächst nach Cape Coast. Die Burg dort ist die größte Sklavenburg in Ghana und wurde etwa 200 Jahre als Sklavenumschlagplatz genutzt. Die Sklaven verbrachten hier drei Monate, ehe sie auf die Schiffe zum Abtransport geladen wurden. Teilweise waren in den Kerkern bis zu 2000 Sklaven auf 100m² zusammengepfercht. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, durch diese Burg zu gehen. Im Gefängnis zu stehen, wo die versuchten Fluchten endeten – hier wurden 50 Männer gleichzeitig eingekerkert und nicht mehr verpflegt. Und die Tür wurde erst wieder geöffnet, wenn auch der letzte tot war. Durch die Kerker zu gehen, in denen die Sklaven übereinander schlafen mussten, da sonst zu wenig Platz war. Hinter der „Door of no return“ zu stehen und nach draußen zu schauen, auf diese malerische Landschaft. Und mitten im Castle thront die Kirche. Ich weiß nicht, was ich dem noch Hinzufügen kann.

Elmina ist ein ähnlicher Ort unweit von Cape Coast. Ein wenig kleiner, aber deshalb nicht weniger schrecklich. Von Portugiesen im 15. Jahrhundert errichtet und später von den Holländern erobert wurde die Burg zunächst für den Handel mit Gold und Elfenbein genutzt, bevor sich das Geschäft mit Sklaven als am lukrativsten herausstellte. In dieser Burg sind die Gemächer des Gouverneurs direkt über den Kerkern. Und die Kirche befindet sich im Innenhof.

Die Geschichte vom Sklavenhandel verdient es ausführlicher behandelt und studiert zu werden, als ich das jetzt hier in einem kleinen Blogeintrag tun kann. Ich glaube, ich muss hier nicht erwähnen, wie schrecklich das Ganze war. Vergessen sollte man allerdings nicht, dass sich die Folgen bis in die heutige Zeit auswirken. Dies sieht man nicht zuletzt an den Ländernamen: Die Elfenbeinküste, Ghana ist die „Goldküste“ und Togo und Benin werden als „Sklavenküste“ bezeichnet. Noch heute kommen US-Amerikaner westafrikanischen Ursprungs in die Burgen und legen Blumengeschenke in Gedenken an ihre verstorbenen Vorfahren in die Kerker.

Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe nicht, warum die Ghanaer dem weißen Mann nicht mehr Verachtung entgegenbringen. Verdient hätte er es.

Ein etwas verregnetes Wochenende

Mir fällt gerade keine bessere Überschrift ein. Es war ein tolles Wochenende. Wir haben viel gesehen, viel kennengelernt – aber leider bleibt bis heute der Gedanke, dass Paul und ich uns schrecklich erkältet haben. Die folgende Woche war schrecklich in der Schule, da ich aufgrund meiner heiseren Stimme von meinen Schülern kaum verstanden werden konnte. Und Paul kämpft heute noch mit seinem Schnupfen 😀 Aber von vorne.

Am Valentinstag – nebenbei unsere Halbzeit! – fuhren Paul und ich zunächst nach Accra, um uns von dort ein Tro nach Akosombo zu suchen. Dies gestaltete sich leider etwas schwerer, da es schon ziemlich spät war. Der Verkehr in Accra am Nachmittag / Abend ist einfach schrecklich. Also nahmen wir ein Tro in die richtige Richtung und stellten uns ein, irgendwann umzusteigen. Allerdings brauchten wir dann doch noch eine ganze Weile, bis wir aus Accra heraus waren und es wurde später und später. Also entschieden wir spontan, auf der Strecke auszusteigen und dort in einem Guest House zu übernachten. Gesagt, getan und wir verbrachten noch einen gemütlichen Abend.

Samstag früh brachen wir direkt auf und fuhren weiter nach Akosombo. In Akosombo befindet sich ein riesiger Staudamm. Dieser Staudamm wurde 1957 (also direkt nach Gewinnung der Unabhängigkeit) vom ersten Präsidenten Kwame Nkrumah initiiert, um die Stromversorgung Ghanas zu sichern. Er staut den Fluss Volta zum riesigen Voltasee auf. Damals mussten sehr viele Menschen dafür umgesiedelt werden und das Projekt wurde ob der Größe und des Preises verspottet. Heute zeigt sich: Es genügt nicht mehr. Damals zählte Ghana etwa 5 Mio. Einwohner, heute sind es über 25 Mio. und der Stromverbrauch ist so stark gestiegen, dass jetzt über neue Projekte nachgedacht werden muss. Wir genossen eine Tasse Tee mit Aussicht auf den Staudamm. Er ist wirklich sehr beeindruckend. Dann wanderten wir etwa eine Stunde wieder herunter zur Station und suchten den Weg nach Doryumu. Dort befindet sich der Eingang in das Naturreservat Shai Hills. Nachdem wir die hier lebenden Affen und Strauße angeschaut hatten, machten wir uns mit einem Führer auf zu einer etwa 2-stündigen Wanderung durch das Reservat. Es tat wirklich gut, so zu wandern und die Landschaft war sehr schön. Wir sahen viele Antilopen und Felsformationen. Ungünstigerweise war der Himmel die ganze Zeit sehr bedeckt und zwischendurch fiel Regen. Alles war klamm und die Steine hochzuklettern gestaltete sich als Schlitterpartie. Dennoch genossen wir die Aussicht und die Wanderung durch das Land. Als wir zurückkehrten, stiegen wir direkt ins Taxi. Und dann in noch ein Taxi und dann in das nächste und das nächste und das nächste. Ich glaube, so oft bin ich noch nie direkt hintereinander Taxi gefahren. Blöderweise gab es nämlich keine Direktverbindung mit dem Tro nach Aburi. Aber es war voll lieb von den Taxifahrern, da sie immer den nächsten Taxifahrer informiert haben wohin wir denn wollten und so wurden wir sicher an unser Ziel gebracht. Leider konnten wir die Aussicht unterwegs aufgrund des dichten Nebels nicht wirklich genießen. Und auch als wir in Aburi ankamen, mussten wir erstmal schlucken, denn die günstigen Gästehäuser waren ob einer Beerdigung komplett ausgebucht. Also übernachteten wir in einem Zimmer für 50 (!) GHS. So teuer habe ich hier noch nie geschlafen. Aber immerhin war es gemütlich. Und mir war abends richtig kalt – irgendwie vergesse ich meinen Pulli immer dann, wenn man ihn bräuchte. Aber es war auch mal ein schönes Gefühl zu frieren 🙂

Was in Aburi eigentlich los ist? Ein botanischer Garten. DER botanische Garten Ghanas. Und der Eingang war auch wirklich beeindruckend, eine schnurgerade Allee. Die Bäume von Schmarotzern behängt boten wirklich ein tolles Bild. Und auch der Rest des Gartens war sehr schön, wenn auch weniger imposant als der Eingang. Aber wir unternahmen einen tollen Spaziergang, stärkten uns in einer Bar und fuhren dann in strömendem Regen nach Swedru zurück. Nein, die meisten Tros sind nicht dicht.

Für ein Wochenende in einer anderen Welt

Das erste Februarwochenende fuhren wir mit einer etwas größeren Gruppe (Lorenz, Paul, Helene, Marie, Sophia, Jana und ich) nach Accra. Da ab dem Nachmittag in eigentlich allen etwas größeren Städten absolutes Verkehrschaos herrscht, brauchten wir lange für den Weg und dementsprechend war es schon recht spät als wir schließlich ankamen. Wir suchten uns noch schnell etwas zu Essen, bezogen Unterkunft und verbrachten dann noch einen tollen Abend unterwegs.

Am nächsten Morgen hieß es ausschlafen. Mittags brachen wir in Richtung Goethe Institut auf. Es war ein heißer Tag und wir liefen viel. Doch es lohnte sich. Das Goethe Institut ist eine deutsche Institution, welche in sehr vielen Ländern vertreten ist. Sie bieten Deutschkurse an und sind auch sonst ein Ort zum Erleben und Verbreiten deutscher Kultur. Das Goethe Institut in Accra bietet zum Beispiel jeden ersten Samstag im Monat einen Flohmarkt an, auf dem selbstgemachte Waren verkauft werden. Genau dieser war unser Ziel. Das Gelände war recht klein, aber sehr schön. Viele Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft boten hier ihre Waren an und es war eine tolle Gelegenheit, ein wenig herumzustöbern oder mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Den schönen Nachmittag ließen wir dann noch bei einer Partie Tischtennis und einem kühlen Paulaner (also zumindest für die Anderen :D) ausklingen.

Am nächsten Tag wollten viele schon früher nach Swedru zurück, doch Sophia, Paul und ich hatten noch etwas vor. Zunächst fuhren wir zum Nationaltheater und erkundigten uns nach Vorstellungen, denn Jakob und ich hatten Paul zum Geburtstag einen tollen Abend inkl. Theaterbesuch zum Geburtstag geschenkt. Leider funktioniert die Informationsweiterleitung im Theater nicht besonders, aber zumindest erhielten wir eine Telefonnummer, über die wir uns kurzfristig erkundigen können. Und ganz spontan durften wir uns noch ein bisschen im Theater umschauen und es ist wirklich ein sehr imposanter Bau mit einem wunderschönen Auditorium. Ich freue mich jetzt schon auf den Abend. Anschließend besuchten wir noch das Nationalmuseum und erfuhren viel über die ghanaische Geschichte und Kultur, bevor auch wir nach Swedru zurückfuhren.

Warum ich das Wochenende in einer anderen Welt war? Weil wir uns fast nur in reichen Vierteln Accras bewegt haben. Es war ein ganz komisches Gefühl. All das – große Supermärkte, teure Restaurants, noble Clubs – ist bei uns Alltag. Es ist ganz normal, wir nehmen es hin. Hier zählt all das zum absoluten Luxus. Und wisst ihr, was ich mittlerweile für ein Gefühl bekomme? Es ist so unglaublich unnötig. Man braucht es nicht. Es ist übertrieben, wir leben in einer Überflussgesellschaft. Eigentlich ist es schrecklich. Ich glaube, es wird nicht so einfach, Ende Juli nach Deutschland zurückzukehren.