Kwahuoooooooooh – Kwahu

Dieser Ruf erschallte oft durch das Radio. Das Osterwochende stand vor der Tür und Claire, Rosa, Paul und mich hatte es zusammen mit den Ghanaern Bright und Charles nach Kwahu verschlagen. Genauer gesagt in’s Kwahu-Hochland, wo jedes Jahr an Ostern die größte Feierei Ghanas stattfindet. Wir konnten freundlicherweise bei einem Bekannten von Bright in der Familie unterkommen, was neben dem geringen Kostenaufwand noch einen anderen Vorteil barg: Am Ostersonntag kauften wir uns eine Ziege, schlachteten sie – und aßen sie zusammen mit leckerem Fufu. Es ist schon ein komisches Gefühl, an einem Bein herumzunagen, wo sich das Gelenk noch bewegen lässt, ein paar Haare abstehen und der Huf noch dran ist. Und so ganz schmecken tut mir das Fleisch auch nicht. Aber es war mal eine sehr interessante Erfahrung 🙂 Die Feiereien im Hochland ließen wir an uns vorbeiziehen, ohne wirklich daran teilzunehmen. In vielen Dörfern wurde laute Musik gespielt und es gab eine Bar- und Kneipenmeile. Aber die Gesellschaft zu vieler betrunkener Ghanaer ist dann doch nicht immer soo angenehm. Nein, wir waren wegen etwas Anderem hier: Dem 9. Paragliding-Festival. Dies wird jedes Jahr seit 2006 von ein paar US-Amerikanern veranstaltet und mit Unterstützung von Piloten aus der ganzen Welt durchgeführt. Und auch wir wollten den Sprung in die Tiefe wagen. Die Aussicht von dem Berg war atemberaubend. Man überblickte das ganze Tal und sah die einzelnen Dörfer, die in Wald eingebettet waren. Die Sonne brannte vom Himmel, doch auf dem Berg wehte ein angenehmer Luftzug. Ghanaer, US-Amerikaner, Deutsche – sie alle und noch viel mehr hatten sich hier oben versammelt und jeder Start wurde mit einem Aaaah! und Ooooh! kommentiert. Es war eine schöne Atmosphäre, die die doch recht lange Wartezeit kurz erscheinen ließ. Schließlich waren wir an der Reihe. Paul startete (Rosa war zwischenzeitlich erkrankt und Claire, Bright und Charles hatten sie nach Hause begleitet), gefolgt von Vivian und Freya, die wir unterwegs getroffen hatten. Dann war ich an der Reihe. Jorge aus Peru begrüßte mich, schnallte mich an und gab mir einen Helm. Er gab mir die Anweisung, beim Start immer nur zu laufen, einfach zu laufen und nicht aufzuhören, bis er das Kommando gab. Alles klar, hatte ich verstanden. Los ging’s. Doch dann passierte es: Meine extrem abgelaufenen Joggingschuhe fanden auf der trockenen, roten Erde keinen richtigen Halt und nach ca. 10 gelaufenen Metern rutschte ich aus und stürzte. Doch wir hatten schon zu viel Schwung, um den Start noch abzubrechen und so wurde ich ein paar Meter über den Boden geschleift, bevor die luftige Höhe Freiheit bot. Geschafft! Schmerz spürte ich keinen (der kam dafür später umso mehr!), sodass ich den Flug in aller Ruhe genießen konnte. Und es war atemberaubend! Dieses Gefühl, in der Luft zu schweben, nichts mehr unter den Füßen zu haben… Die Landschaft zog unter uns vorbei, es ging auf- und ab. „Du hast einen Superman-Start hingelegt!“ scherzte Jorge. Ich kann verstehen, warum Paragliden sein absolutes Hobby ist. Die Freiheit der Lüfte ist durch nichts zu beschreiben, sie muss man fühlen.

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